Industrielle Produkte und technische Neuerungen auf der einen Seite, Heimatverbundenheit auf der anderen: die regionale Ausrichtung der STIGA wurde mit dem „Thüringer Dorf“ besonders betont. Der Architekt ließ einzelne Gebäude abtragen und auf dem Leipziger Ausstellungsgelände wiedererrichten. Ein Gemeindehaus und eine Mühle, eine Schmiede sowie ein Gutshof, der Nachbau einer Kapelle und eines Brunnens waren Teil des Dorfes, das eigentlich als Kneipenviertel angelegt war. Die meisten Häuser dienten als Ausschank für Weine und Biere aus Sachsen, Thüringen und Franken. Im „Gasthof zur Tanne“ konnte man Thüringer Rostbratwürste genießen.

Schauspieler, die dreimal täglich nachmittags komische Szenen aus dem Bauernleben aufführten, komplettierten die Dorfidylle. Dass 10 Pfennige Eintritt genommen wurde, hielt viele nicht ab: Das „Thüringer Dörfchen“ wurde von rund 1,4 Millionen Personen besucht, vielleicht auch angelockt durch eine „getreue“ Nachbildung der Wartburg auf der anderen Seite des Flusses. In ihrem Inneren befand sich ein elektrischer Fahrstuhl – damals eine große Attraktion. Gegen Gebühr gelangten die Besucher auf die Aussichtsplattform des Turmes.

Architekt: Fritz Drechsler

Das "Thüringer Dorf" mit traditioneller thüringischer Frauentracht, der Dorfteich, dahinter Menschenmassen, mit traditioneller thüringischer Männertracht und die Brücke vom "Thüringer Dorf" über die Elster zum Wartburg-Nachbau sowie zum Kneipenviertel
Bearbeitete Fotografien von 1897